13s | Was macht denn der Esel da am Fenster? |
17s | Und warum steht der Hund auf dem Rücken des Esels? |
20s | Nanu, da ist ja auch noch eine Katze? |
25s | Und auch noch ein Hahn? |
28s | Na, das kann ja lustig werden… |
34s | Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Esel. |
39s | Der Esel war tüchtig, aber schon sehr alt und schwach. |
44s | Und als er merkte, dass er dem Bauern nicht mehr |
47s | bei der Arbeit helfen konnte, ging der Esel fort, |
51s | um in Bremen Stadtmusikant zu werden. |
56s | Auf seinem Weg traf der Esel einen Hund, |
58s | der schwer atmete. |
61s | „Warum japst Du so, Packan?“ |
63s | fragte der Esel. |
64s | Und der Hund antwortete: |
67s | „Ich bin alt und kann nicht mehr auf die Jagd gehen. |
71s | Jetzt weiß ich nicht, was aus mir werden soll.“ |
76s | Da sagte der Esel: „Ich gehe nach Bremen |
79s | und werde Stadtmusikant. Komm doch mit.“ |
83s | Der Vorschlag gefiel dem Hund und er ging mit. |
88s | Nach einer Weile trafen sie eine Katze, |
90s | die traurig am Wegrand saß. |
93s | „Was ist los mit Dir, alter Bartputzer?“ |
96s | fragte der Esel. |
98s | Die Katze antwortete: „Ich sitze lieber am warmen Ofen |
104s | als Mäuse zu jagen, |
105s | und deshalb hat mich mein Frauchen verjagt. |
109s | Jetzt weiß ich nicht, wohin ich gehen soll.“ |
112s | Da sagte der Esel: „Wir gehen nach Bremen |
116s | und werden Stadtmusikanten. |
118s | Komm mit uns, Du kannst doch die Nachtmusik singen.“ |
121s | Die Katze fand, dies sei eine gute Idee und ging mit. |
128s | Die drei gingen weiter und kamen an einem Hof vorbei. |
132s | Auf dem Tor saß ein Hahn |
134s | und krähte aus Leibeskräften. |
137s | „Warum schreist Du so, Rotkopf?“ fragte der Esel. |
142s | Der Hahn antwortete: „Die Bäuerin bekommt morgen |
146s | Gäste und ich soll in der Suppe landen! |
149s | Deshalb schreie ich solange ich noch kann!“ |
152s | Da sagte der Esel: „Komm mit uns! |
156s | Wir gehen nach Bremen und werden Stadtmusikanten. |
159s | Mit Deiner Stimme passt Du gut zu uns.“ |
162s | Der Vorschlag gefiel dem Hahn und so gingen sie |
165s | zusammen fort. |
169s | Als es Abend wurde, kamen sie an einen Wald, |
172s | wo sie übernachten wollten. |
175s | Der Esel und der Hund legten sich |
177s | unter einen großen Baum |
180s | und die Katze kletterte in die Äste. |
184s | Der Hahn aber flog bis zur Baumspitze. |
190s | Von dort sah er in der Ferne ein Licht brennen. |
195s | Sofort rief er seinen Begleitern zu, |
197s | dass es in der Nähe ein Haus gäbe. |
200s | Die vier freuten sich auf eine gemütliche Herberge |
203s | und etwas zu essen und machten sich auf. |
210s | Schließlich kamen sie an ein hell erleuchtetes Haus. |
214s | Es war ein Räuberhaus. |
219s | Der Esel schaute durch das Fenster hinein und sagte: |
223s | „Ich sehe einen gedeckten Tisch |
226s | mit leckerem Essen und Trinken |
228s | und Räuber, die es sich gut gehen lassen.“ |
234s | Die vier Freunde überlegten, wie sie die Räuber |
237s | verjagen konnten und kamen auf eine Idee: |
241s | Der Esel stellte sich mit den Vorderfüßen |
244s | auf das Fensterbrett. |
246s | Der Hund sprang auf den Rücken des Esels. |
249s | Die Katze kletterte auf den Rücken des Hundes. |
253s | Und schließlich setzte sich der Hahn auf die Katze. |
260s | Dann machten sie ihre Musik: |
262s | Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute |
268s | und der Hahn krähte aus Leibeskräften. |
273s | Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein. |
277s | Die Räuber erschraken sich fürchterlich, |
279s | weil sie dachten, dass es ein Gespenst sei, |
282s | und stürzten hinaus in den Wald. |
287s | Die vier Freunde aber setzten sich an den Tisch |
290s | und ließen sich das Essen schmecken. |
294s | Als sie fertig waren, löschten sie das Licht |
297s | und legten sich schlafen. |
300s | Der Esel stellte sich auf den Hof. |
303s | Der Hund legte sich hinter die Tür. |
306s | Die Katze legte sich auf den Ofen. |
310s | Und der Hahn setzte sich auf den Balken. |
317s | Als die Räuber sahen, dass kein Licht mehr |
319s | im Haus brannte, schickte der Räuberhauptmann |
321s | einen der Räuber hin, um nachzusehen. |
326s | Der Räuber schlich ins Haus. |
329s | Im Dunkeln sah er die leuchtenden Augen der Katze. |
333s | Er dachte, es sei glühende Kohle und |
335s | als er ein Streichholz dranhalten wollte, um es |
338s | zu entzünden, sprang ihm die Katze kratzend |
341s | und fauchend ins Gesicht. |
343s | Da erschrak der Räuber |
345s | und wollte zur Hintertür hinauslaufen. |
348s | Doch da lag der Hund, der ihn ins Bein biss. |
352s | Der Räuber rannte weiter auf den Hof, |
354s | doch da stand der Esel und verpasste ihm einen Tritt. |
360s | Schließlich wurde der Hahn vom Lärm wach |
362s | und schrie laut: „Kikeriki!“ |
367s | Da lief der Räuber so schnell er konnte |
370s | zu seinem Hauptmann zurück und sagte: |
372s | "Im Haus sitzt eine Hexe, |
374s | die mir das Gesicht zerkratzt hat. |
377s | Vor der Tür steht ein Mann, |
378s | der mich ins Bein gestochen hat. |
382s | Auf dem Hof steht ein Ungetüm, |
383s | das mich mit einer Holzkeule geschlagen hat. |
387s | Und auf dem Dach sitzt ein Richter, |
389s | der rief 'Bringt mir den Schelm her!' " |
393s | Von da an trauten sich die Räuber nie wieder ins Haus. |
400s | Den Bremer Stadtmusikanten gefiel es aber |
404s | so gut darin, dass sie für immer dortblieben. |
409s | Nun kennst du das Märchen von den |
411s | Bremer Stadtmusikanten. |
414s | Aber hast du auch unseren kleinen Wichtel entdeckt? |