359s | Ein weiterer Diktator, der die Vorzüge der Retusche liebte, |
363s | war Benito Mussolini. |
365s | Der faschistische italienische Duce genoss die Inszenierung |
368s | und hat sich gerne in publikums- wirksamen Posen ablichten lassen: |
372s | Als Herrscher, Soldat, Rennfahrer, Schützenkönig, Familienvater, |
376s | Schwimmer, Sportler. |
378s | Auf diese Art wollte Mussolini symbolisieren, |
381s | dass er für ganz Italien sprach, dass er das Land verkörpere, |
384s | das sich so gut wie jeder Italiener in ihm wiederfinden konnte. |
388s | Diese Inszenierung sollte auch etwas Theatralisches an sich haben, |
391s | etwas, dass Mussolini aus der Normalität hervorhob. |
395s | Das "Luce-Institut", verantwortlich |
397s | für die Staatspropaganda des faschistischen Italiens, |
400s | versuchte dementsprechend seinen Wünschen nachzukommen |
404s | und das ganze Potenzial des Mediums Foto auszunutzen. |
407s | Besonders der starke Kontrast der Schwarz-Weiß-Fotografien |
411s | hatte es dem Diktator angetan. |
413s | Und man verwendete ihren natürlichen Gegensatz, |
416s | um Akzente zu setzen und zu betonen. |
419s | Der Hintergrund wurde absichtlich abgedunkelt. |
422s | Der Vordergrund, in der Regel Mussolini selbst, |
425s | wurde aufgehellt und dadurch hervorgehoben. |
427s | So wurde seinem ohnehin intensiven Blick |
430s | eine noch stärkere, beunruhigende Wirkung verlieren. |
433s | Bei Mussolini arbeitete man also mit verschiedenen Elementen. |
436s | Der Hintergrund wurde zugunsten des Vordergrundes eliminiert. |
440s | Hier gut zu sehen in einem Foto von 1937. |
444s | Mussolini hatte in Libyen versucht, |
446s | den italienischen Einfluss durch die Förderung des Islams zu stärken. |
450s | Symbolisch wurde ihm dazu das "Schwert des Islams" verliehen. |
454s | Das Foto wurde mehrmals verändert. |
456s | Zunächst wurde der Ausschnitt nur verkleinert, |
459s | um die anderen Menschen um ihn wegzuschneiden. |
461s | Dann wurde der Hintergrund komplett wegretuschiert, |
464s | damit es so aussieht, als würde Mussolini alleine reiten. |
468s | So war der italienische Diktator |
470s | das Vorbild für das Image vieler autokratischer Herrscher der Zeit, |
473s | auch und besonders für Adolf Hitler. |
475s | Wie in Italien oder der Sowjetunion befand sich in Nazi-Deutschland |
479s | die Presse unter der Gewalt der Staatsmacht. |
482s | Aber während man für Mussolini den Hintergrund veränderte |
485s | und gewisse Dinge verschwinden ließ, |
487s | suchten sich Hitler und die Nazis von vornherein ganz genau aus, |
491s | was man ablichtete und welche Bilder in der Öffentlichkeit gezeigt wurden. |
495s | So wurden neben den offiziellen Porträts der Nazis |
498s | auch Bilderbögen, Zeitungscollagen, Wochenschau-Beiträge |
502s | von vorne bis hinten durchdacht und durchgeplant. |
505s | Schlechte oder unvorteilhafte Aufnahmen wurden sofort vernichtet. |
509s | Stattdessen wird, so gut es geht, posiert und inszeniert, |
512s | nichts wird dem Zufall überlassen. |
513s | Der Führer musste dabei immer vorteilhaft in Szene gesetzt werden. |
517s | Hitler und Goebbels |
518s | hatten sogar einen einzelnen persönlichen Fotografen, |
521s | der die Exklusivrechte an ihren Porträts besaß: Heinrich Hoffmann. |
525s | Zu Testzwecken ließ sich Hitler in verschiedenen Posen fotografieren, |
529s | um zu testen, was funktioniert. Alles wurde geplant und durchdacht. |
532s | Deswegen haben wir so ein klar geprägtes Bild der Zeit. |
535s | Denn das meiste wurde zu Propaganda-Zwecken inszeniert. |
538s | Und das sieht man heute noch. |
541s | Das Interessante ist, einige der nie veröffentlichen Aufnahmen |
544s | sind bis heute erhalten und zeigen uns einen anderen Hitler, |
548s | einen, den die Öffentlichkeit nie zu Gesicht bekommen sollte. |
551s | Es ist zwar keine klassische Photoshop-Manipulation, |
554s | trotzdem zeigt es uns ganz klar, dass Bilder nicht einfach so |
557s | als unparteiische Zeitzeugen der Geschichte hingenommen werden können, |
561s | sondern immer kritisch betrachtet werden müssen. |
564s | Heute ist zwar die Zeit der großen Diktatoren weitestgehend vorbei, |
567s | aber das ändert nichts daran, |
569s | dass wir den Bildern und Fotografen auch heute nicht immer trauen können. |
573s | Zu einfach können kleine Details verschwinden oder hinzugefügt werden. |
576s | Gerade wenn man heute noch mehr technische Möglichkeiten hat, |
579s | nicht nur bei Fotos, auch bei Videos. |
582s | Da geht es dann um "Deepfakes". |
584s | Vielleicht seid ihr auch mal reingefallen auf Manipulationen, |
588s | auf Dinge, die gefälscht wurden. |
590s | Schreibt es gerne in die Kommentare: Was ist euch aufgefallen? |
593s | Hier findet ihr 2 weitere spannende geschichtliche Videos. Schaut rein. |
597s | Abonniert gerne den Kanal. |
599s | Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal. |