3s | Kleid, Kloid, Klä, oder Gewand? |
6s | So unterschiedlich kann Kleid in Deutschland klingen. |
9s | Aber wer spricht so noch? |
10s | Sterben unsere Dialekte aus? |
13s | 20 große Dialekträume gibt es in Deutschland; |
16s | wahrscheinlich so viele wie in keinem anderen Land. |
19s | Am Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg |
22s | |
24s | Dass sich so viele Dialekte in Deutschland bilden konnten, |
26s | liegt an historischen Völkerwanderungen |
29s | und der Tatsache, dass Deutschland erst sehr spät |
31s | ein Nationalstaat geworden ist. |
33s | Noch heute nutzen Sprachwissenschaftler wie Alexander Werth |
36s | die alten Karten aus dem 19. Jahrhundert. |
39s | - Also Sie sehen hier zum Beispiel eine Form “Kloid” im Bayerischen, |
43s | |
45s | Dann haben wir hier, wie im Hochdeutschen heute, “Kleid”. |
48s | Dann haben wir hier aber auch “Kload”. |
50s | Aber Sie haben auch ganz andere Wörter, |
52s | zum Beispiel im südöstlichen Teil des Bayerischen |
56s | da sagte man im Dialekt, und das sagt man auch heute noch, |
60s | |
63s | Erstellt hat die Karten einst Georg Wenker. |
66s | Mehr als 500 Begriffe hat er aus dem gesamten deutschen Reich gesammelt. |
70s | 40 Sätze wie “Wir sind müde und haben Durst” |
73s | ließ Wenker damals im lokalen Dialekt von Lehrern wiedergeben. |
78s | Alexander Werth und seine Kollegen fragen diese Sätze immer noch ab. |
81s | So haben sie drei Gründe für das Dialektsterben ausgemacht. |
85s | - Mütter geben den Dialekt nicht an die nächste Generation weiter, |
89s | sofern sie ihn selbst gelernt haben. |
91s | Mobilität ist ein ganz entscheidender Faktor, |
93s | |
94s | der ein Mittel, ein sprachliches Mittel der Nahkommunikation, ist, |
99s | wird nicht mehr gebraucht, |
100s | weil die Leute sich über größere Distanzen miteinander unterhalten. |
105s | Und Medien sind insofern wichtig, |
108s | weil wir permanent mit der Standardsprache, |
111s | mit dem Hochdeutschen, konfrontiert sind, |
114s | das Hochdeutsche auch als Prestigesprache wahrnehmen |
118s | und dass dementsprechend der Dialekt dann auch sozial abgewertet wird. |
122s | 60 Prozent der Deutschen geben an, |
124s | dass sie einen Dialekt sprechen und das auch gerne. |
127s | Das ergab eine Umfrage des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. |
132s | Besonders beliebt sind norddeutsche Dialekte, |
136s | vor Bayerisch und Alemannisch. |
139s | Sächsisch und Rheinländisch fanden nur sieben Prozent der Befragten sympathisch. |
143s | Berlinerisch, Hessisch und Fränkisch bekamen fast gar keine Sympathiepunkte. |
150s | Mit der Einführung des Radios in den 1920er Jahren |
154s | fing das Dialektsterben an. |
156s | In Zukunft werden echte Dialekte in Deutschland ganz verschwinden, |
160s | erwartet Alexander Werth. |
162s | - Was erhalten bleibt, sind großräumige regionalsprachliche Merkmale, |
166s | sogenannte Regulektmerkmale. |
168s | Die werden erhalten bleiben, |
169s | das heißt man wird auch in hundert Jahren |
171s | einen Hessen noch als Hessen erkennen können, |
173s | und einen Bayern als Bayern. |
175s | Aber der der ursprüngliche Dialekt wird aussterben, |
180s | |
182s | Das heißt, die Leute werden sich verstehen |
186s | und werden sich unterhalten können. |
187s | Die Standardsprache hat sich erst in der frühen Neuzeit entwickelt, |
192s | dank der Erfindung des Buchdrucks und der Bibelübersetzung. |
195s | So haben vor allem Gutenberg und Luther |
198s | die Entwicklung der deutschen Sprache vorangetrieben. |