Ich frage mich öfter: ist Deutsch wirklich so schwer? Manchmal kommt mir die Sprache im Vergleich zu anderen gar nicht so schwierig vor, wenn man davon ausgeht, dass man genau das ausspricht , was man liest. Aber… ja, es kam ein “aber”, …
Einerseits ist Deutsch eine reiche Sprache mit vielen Nuancen, Synonymen, unübersetzbare Begriffe, die etwas genau darstellen (z.B. Schadenfreude). Andererseits kann sie aber für Studenten wirklich verwirrend sein. Schon bei Blutanfängern, die sich mit den Deklinationen herumkämpfen, fängt es mit den wiederholten Artikeln an: DER ist Nominativ Maskulinum, aber auch Dativ Femininum. Dann ist DEN Akkusativ Mask. aber auch Dativ Plural und egal ob DER oder DAS, beide verwandeln sich im Dativ in DEM.
Ein Student erwähnte total fassungslos folgendes : der Baum wird Neutrum wenn er klein ist: das Bäumchen und Feminin wenn es viele Bäume sind. Na ja, wie soll man diese Metamorphose erklären? Wenn man als Lehrkraft glaubt, es erfolgreich hinter sich gebracht zu haben, folgen die 3 IHR (Nominativ, 2. Pers.Plural, Dativ Feminin und Possessivart. Feminin) Damit muss man sich also demnächst auseinandersetzen. So, nachdem man es einigermassen geschafft hat, tauchen dreimal WERDEN auf: wieso das auf einmal? Einmal ein Hauptverb, total verständlich aus dem Englischen, sogar schön übersetzbar und dann zweimal Hilfsverben: Futur und Passiv. Eigentlich meinerseits einfach zu erklären, denn alle 3 sind gut voneinander zu unterscheiden: alleine , plus Infinitv oder plus Partizip von der Grammatik her, nachdem die Bedeutung verstanden wurde. (und da haber wir ja schon wieder das Verb).
Und dann kommt unweigerlich die Frage: warum sind die Deutschen nicht auf andere Ideen gekommen? Worauf meine Antwort lautet: alle Sprachen haben wohl solche oder andere verwirrende Begriffe. Wenn ich mit Spanisch vergleiche: da haben wir es schon mit unendlich vielen Verbzeiten zu tun, meiner Meinung nach, unnötig viele, geschweige denn, unregelmäßige Verben, die keinen Zusammenhang mit dem Infinitv haben. Sogar fast gleiche Klänge haben andere Buchstaben, je nach dem geschriebenen Akzent lautet der Begriff etwas anderes, usw. Englisch hat auch das seine: good, blood, floor. Wie wird endlich das doppelte O ausgesprochen? Wann ist ein I, ein I und wann ein AI? Französisch hat wirklich die schwierigste Aussprache unter diesen 4 Sprachen, mit den Dipthongen und den stummen Eeees. Und wohin setze ich den Akzent? Und was für einen?
So, jede Sprache hat ihre Eigenschaften und auch ihre Herausforderung. Man stellt sich jedoch solche Fragen niemals bei der Muttersprache, die man als Kind gelernt hat. Und auf die gleiche Weise sollte man Fremdsprachen lernen. Einfacher gesagt als getan.